Ich möchte diesen Schritt fast mit einer Verlängerung des Oberschenkels vergleichen. Ein ehemaliger Kollege hatte sich dieser äußerst schmerzhaften Prozedur unterworfen, um die größere Differenz in seiner Länge auszugleichen und somit keine anderen Hilfsmittel mehr zu benötigen.

Was bedeutet dieser enorme Schritt beim Projekt „Getüm“? Auch erstmals eine große Belastung – wenn auch hier nur finanziell. Der daraus resultierende Wert ist jedoch enorm! Denn in dieser Fahrzeugklasse steht nicht die Eiger Nordwand auf dem Programm sondern vielleicht der Erg Chegaga in Marokko, der Jaufen- oder Nufenenpass oder auch mal einen Monat Skitouren gehen. Sprich, es wird ein gewisser Komfort benötigt, den eben nur eine größere Kabine bieten kann. Beim Fahren als auch beim Wohnen.

Für so einen wichtigen Schritt gehen auch wir zu einem Spezialisten, denn wir lassen die Arbeit nach den Normen des Herstellers – in diesem Fall Mercedes Benz – durchführen.

Nach der Anlieferung erfolgt eine Bestandsaufnahme. Dann wird alles entfernt und abgebaut was im Weg ist oder Schaden nehmen könnte. Der eigentliche Schnitt erfolgt dann an einer genau definierten Stelle des Rahmenträgers. Dazu wird der hintere wie der vordere Teil abgefangen, damit sich keines der einzelnen Teile bewegen kann.

Nun erfolgt der wichtigste Schritt: Das Aus- und Einmessen des *NEUEN* Rahmensegments in seine Position. Hierbei kann man gar nicht genau genug sein. Denn im Anschluss wird der neue Rahmenträger eingesetzt. Mit einer speziellen Naht wird alles verschweißt, im Nachgang wird alles „verputzt“ (Fachausdruck für das Planschleifen) und anschließend grundiert.

Damit ist die Verlängerung erstmal abgeschlossen – was aber noch lange nicht bedeutet, dass die Arbeit damit zu Ende wäre…

Nun kennt man erstmals das Maß für die neue maßgeschneiderte Kardanwelle.

Würde man nun den Rahmen so belassen, könnte er der Belastung nicht lange widerstehen oder gar brechen. Damit das nicht passiert, werden mehrere Löcher gefräst.

Sie bilden die Ankerpunkte der zusätzlichen Quertraverse sowie zu den weiteren Verstärkungselementen. Zusammen ergeben sie das Rückgrat oder das Korsett der Verlängerung.

Zu guter Letzt werden noch alle Leitungen und Luftrohre – quasi die Nerven vom „Getüm“ – verlängert und wieder angeschlossen. Wenn das mal auch im OP immer „so einfach“ wäre.

Nach guten drei Wochen sitze ich nun im fertigen Fahrgestell und bin sehr gespannt wie sich die Verlängerung auf das Fahrverhalten auswirkt. Und ich kann euch sagen: Er fährt sich sagenhaft gut! Die Fahrt bei herrlichstem Wetter ist ein Genuss und eine Genugtuung für die vergangene harte Arbeit.

Bei der Rückkehr in die Halle stehen auch schon die ersten Elemente der Kabine auf dem Montagegestell. Dieser Aufbau so wie das Interieur des Fahrzeugs werden nun zeitgleich erfolgen.

Ich hoffe Ihr hattet Spaß beim Lesen und freut euch schon – genauso wie ich – auf Phase 8!

Herzlichst, Euer Jack